VIVIR BIEN – DAS GUTE LEBEN … Boliviens neue Verfassung

MUTTER       ERDE

VIVIR BIEN – DAS GUTE LEBEN …

Vivir Bien ist ein Ausdruck aus dem Selbstverständnis der Anden-Völker Lateinamerikas und gründet sich in deren kosmischer Vision von einem Leben in Würde und Einheit. Denn >Gutes Leben< bedeutet viel mehr als nur die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Zuallererst bedeutet es den Willen, einen Beitrag für eine gerechte, vielfältige und ausgeglichene Welt zu leisten, die anstatt auszugrenzen alles miteinander verbinden. Es drückt weiter den tiefen Glauben daran aus, dass wir Menschen in der Lage sind, ein Leben im Einklang mit Mutter Erde zu führen. Diese Grundhaltung ist seit circa einem Jahr Bestandteil der Verfassung   Boliviens.   Im Januar 2009 gründete sich das Land neu und wird seither von ei­ner indigenen (indianischen) Regierung   geführt.   Weitere Punkte der neuen Verfassung:

• pachamama, die Mutter Erde wird als philosophischer, juristischer Bestandteil zur Sicherung des Allgemeinwohls aufgeführt und erhält somit den Status einer Rechtsperson.

• Naturgüter und öffentlich Leistungen sind Menschenrecht und dürfen nicht privatisiert werden.

• Land ist Gemeinschaftsgut.

• Wasser, Strom, Telefon, Gas, Öl, Transport    usw. sind Menschenrechte und daher Allgemeingut.

• Die indigenen Völker Boliviens erhalten erstmals das Recht zur kulturellen Selbstbestimmung.

• Demokratie wird dezentralisiert durch kommunale, indigene Autonomien, sowie durch Raum für Eigenverantwortung.

• Laut Verfassung ist das Recht auf Ernährung, Trinkwasser, kostenlose Bildung, Gesundheit und angemessene Bezahlung einklagbar.

Vivir Bien ist zugleich Philosophie und Ziel, erklärt Walter Prudendo Magne Veiiz (Botschafter Boliviens in Deutschland). Vor allem ginge es darum die Reichtümer des Landes auf die gesamte Bevölkerung umzuverteilen. Und damit von dieser Umverteilung nicht wieder nur die Politiker-Elite profitiert, muss dieser Prozess

generell transparent stattfinden. Dafür wurde extra ein Transparenz-Ministeri­um geschaffen. Alle Organisationen und jeder einzelne haben dort Zugang zu den Bilanzen über den rücksichtsvollen und gerechten Umgang mit den Ressourcen.

Dass der eingeschlagene Weg bereits gute Früchte trägt, beweist Boliviens wachsende Wirtschaft, solide Staatsfi­nanzen sowie ein beeindruckendes Sozi­alprogramm. Ausgerechnet der Interna­tionale Währungsfonds (iwf) spendete ob dieser Erfolge unerwartet Beifall.

Aber nicht nur das eigene Land hat Bolivien im Blick. Präsident Evo Morales unterbreitete auf der UNO-Generalversammlung die »W Gebote, um den Pla­neten, die Menschheit und das Leben zu retten«. Im Geiste der bolivianischen Verfassung wird darin u. a. betont, den Kapitalismus (als den Feind Nr.i der Erde) zu beenden, Mutter Erde zu achten sowie die Grundrechte aller Menschen weltweit zu wahren. Das >Gute Lebern eben.

Als Antwort auf den gescheiterten UN-Klimagipfel in Kopenhagen lud Evo Morales außerdem zur »Weitkonferenz der Völker über den Klimawandel und die . Rechte der Mutter Erde« nach Cochabamba.  Zu dieser Konferenz am 22.04.2010 erschienen über 30.000 Menschen aus 144 Ländern, von fünf Kontinenten. Wichtigste Themen waren die Errich­tung eines Klimagerichtshofes sowie das generelle Verbot von gentechnisch veränderten Pflanzen. Am bemerkens­wertesten jedoch war die allgemeine Be­reitschaft — von Regierungen wie auch von sozialen Organisationen — die Rechte der Mutter Erde als die entscheidende Frage herauszustellen. Diese Rechte zu definieren und zu schützen sendet der Kongress von Cochabamba als herausfordernde Aufgabe nun weiter an den Rest der Welt.

Quellen: http://www.sein.de, http://www.jungewelt.de, —tg

—————————————————-

s.E. WALTER PRUDENCIO MAGNE VELIZ Botschafter der Republik Bolivien

——————————————————————————————————————————————————

vorbild-freude

weitere Beiträge über fortschrittliche Bewegungen in Bolivien

——————————————————————————————————————————————————