Kuba: Errungenschaften der Frauen in den letzten 50 Jahren

Dieser Artikel ist erschienen in Poonal Nr. 992

In Zeiten des Wandels an die Frauen denken

von Raquel Sierra

(Lima, 19. Februar 2012, semlac).- Kuba durchläuft zurzeit einen Prozess der wirtschaftlichen und sozialen Transformation. Daher ist es notwendig, sich zu fragen, welche Art von Wandel gewünscht ist und inwiefern sich dieser auf die Errungenschaften, die von den Kubanerinnen in den letzten fünfzig Jahren erzielt worden sind, auswirken könnte.

Über diese und andere Themen wurde auf der Podiumsdiskussion zu „Ethik und Politik in der Frauenbewegung“ am 25. und 26. Januar in Havanna debattiert. Die Veranstaltung war von Galfisa, Gruppe Lateinamerika: Soziale Philosophie und Axiologie (Grupo América Latina: Filosofia Social y Axiología), organisiert worden.

Das Treffen lieferte den Rahmen, um sich einander zuzuhören und auszutauschen, wobei unter Einbeziehung vielfältiger Perspektiven Themen wie die Vertiefung des revolutionären kubanischen Feminismus, die Kritik am Patriarchat und das Schicksal der Frauen erörtert wurden.

Abbau staatlicher Stellen geplant

Die Veränderungen des letzten halben Jahrhunderts machten es möglich, dass die Kubanerinnen nun zwei Drittel der Arbeitskräfte und über die Hälfte der technischen Angestellten im staatlichen Sektor bilden. In einem durch die Krise geprägten internationalen Kontext versucht Kuba, eine Erneuerung des Wirtschaftsmodells einzuleiten, die für mehr Produktivität und Effizienz sorgen soll.

Ein Teil dieser Strategie besteht darin, über eine Million Stellen im staatlichen Sektor zu rationalisieren. Als Beschäftigungsalternative soll die Arbeit im nicht-staatlichen Sektor ausgeweitet werden. ExpertInnen gehen jedoch davon aus, dass sich dies negativ auf die Frauen auswirken könnte.

Auch wenn auf Kuba 64,7 Prozent der UniabsolventInnen und 66,4 Prozent der TechnikerInnen und Fachkräfte weiblich sind, geben ForscherInnen zu bedenken, dass die Optionen an Jobangeboten auf dem privaten Arbeitsmarkt sowohl für Frauen als auch für Männer sehr prekär und anspruchslos ausfallen.

Teilnehmende aus Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, Institutionen und partizipativen Bildungsprojekten, die auf der ganzen Insel Fortbildungen durchführen, versuchten auf dem Treffen herauszufinden, welche Dinge sie miteinander verbinden und wo gemeinsame Interessen bestehen, auf deren Basis die Notwendigkeiten und Möglichkeiten zur Vernetzung gefunden werden könnten.

Austausch soll gefördert werden

Georgina Alfonso González, Koordinatorin des Forschungsprojekts “Ethik und Politik in der Frauenbewegung” berichtete der Nachrichtenagentur SEMlac, dass das Treffen als Raum konzipiert worden sei, um einen Teil der Ergebnisse einer Sondierung zu präsentieren, bei der 76 Erfahrungen zu den Themen Gender, Frau und Feminismus erfasst worden sind. Gleichzeitig soll der Austausch bei den Teilnehmerinnen an der Studie gefördert werden werden.

Nach Angaben von Alfonso wurden in den Interviews viele Sorgen angesprochen, etwa um den Arbeitsplatz von Frauen in Familien, in denen Frauen den Haushalt alleine führen oder um die begrenzten Möglichkeiten bei der selbstständigen Arbeit auf eigene Rechnung. Außerdem zeigten sich viele der Befragten beunruhigt bezüglich der Reproduktion des Lebens und kritisierten die Formen der Teilnahme in Entscheidungsinstanzen, in denen noch immer patriarchale und machistische Muster vorherrschten.

Patriarchale Muster in Entscheidungsinstanzen

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